Steckrübe als Kartoffelersatz
Die Steckrübe hat ein Comeback verdient
Die Stückrübe (Brassica napus subsp. rapifera) zählt zu den Rapsarten und gehört zur Gattung der Kreuzblütler. Sie kam aus Skandinavien zu uns und wird in den verschiedene Gegenden Deutschlands völlig unterschiedlich bezeichnet: Als Schwedische Rübe, Kohlrübe, Wruke, Butterrübe, Ramanke, vielerorts auch als Erd-, Unter-, Boden- oder Untererd-Kohlrabi, in Österreich als Dotsche. Die Stückrübe soll durch die Kreuzung von Kohlrabi mit Speiserüben entstanden sein.
Wodurch die Stückrübe zu Unrecht ihre frühere Beliebtheit verlor
Die Stückrübe ist ein wertvolles Nahrungsmittel, auf das die Menschen in früheren Zeiten stark angewiesen waren. Die Möglichkeiten, Lebensmitteln haltbar zu machen, waren gering, daher war lagerfähiges Gemüse im Winter überlebensnotwendig. Im ersten Weltkrieg gab es im Herbst 1916 eine Kartoffel-Missernte, deswegen standen den Menschen nur noch Stückrüben für ihre Ernährung in den Wintermonaten zur Verfügung. Aus der Not heraus wurde in diesem in die Geschichte eingegangenen „Steckrübenwinter 1916/1917″ alle möglichen Stückrüben-Gerichte erfunden, es erschienen sogar Steckrüben-Kochbücher mit Rezepten für Suppen, Eintöpfe, Marmelade, Kaffee, Aufläufen und sogar Sauerkraut-Ersatz aus Stückrüben. Trotz der wirklich schlechten Ernährungslage wurden Überdruss und Widerwillen gegen diese gleichförmige Ernährung immer größer. Etwa zwanzig Jahre später – Ende des Zweiten Weltkriegs – wiederholte sich die Hungersnot und die Stückrübe hat erneut viele Menschen vor dem Verhungern bewahrt. So kam es, dass die ältere Generation immer schwere Kriegszeiten und Widerwillen gegen einseitige Rübenkost mit der Stückrübe in Verbindung brachten und diese so bald wie möglich wieder vom Speiseplan verbannte. Die Nachkriegs-Generationen kennen deshalb oft die Stückrübe als Nahrungsmittel nicht mehr.
Die Stückrübe hat ein Comeback verdient
Da die Stückrübe immer beliebter wird, gibt es interessante Neuzüchtungen, je nach Sorte variieren sie in der Form und der Farbe des Fruchtfleisches (gelblich-orange bis weiß) und der Schale (braun-rot bis weiß-gelb). Stückrüben werden im Oktober geerntet, ihre Hauptsaison ist daher im Winter.
Eine Stückrübe kann bis zu zwei Kilogramm schwer werden, man sollte aber lieber kleinere Exemplare kaufen, da diese zarter im Geschmack und nicht holzig sind. Stückrüben gehören nicht zu den leicht verderblichen Gemüsen und sind daher gut zur Vorratshaltung eignet. Sie können bis zu zehn Tage im Kühlschrank oder mehrere Monate im kühlen Keller gelagert werden.
Wegen ihres hohen Gehalts an Vitaminen, Mineralstoffen und energiespendendem Traubenzucker ist die Stückrübe ein hochwertiges Lebensmittel. Pro 100 Gramm hat sie nur 29 Kilokalorien und 7 Gramm Kohlehydrate, dazu einen hohen Ballaststoff-Anteil von drei Gramm. Sie enthält die Mineralstoffe Kalium, Calcium, Natrium, Magnesium, Eisen und Zink und beinhaltet viele wichtige Vitamine wie Beta-Carotin, Vitamin E, Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6, Folsäure sowie Vitamin C.
Mittlerweile wurde die Stückrübe auch von Spitzenköchen wieder entdeckt. Kein Wunder: Es gibt wenige Gemüse, die so einfach und vielseitig zuzubereiten sind. Sie kann gedünstet, frittiert und gebacken genossen werden. Gut gewürzt als Püree, panierte Scheiben als Schnitzel-Ersatz für Vegetarier, als Zutat für ein asiatisches Curry oder fein geraspelt als Rohkost oder Salat – den kulinarischen Möglichkeiten der Stückrübe sind keine Grenzen gesetzt. Da sie keinen allzu intensiven Eigengeschmack hat, nimmt sie den Geschmack anderer Lebensmittel an, mit denen sie gleichzeitig gekocht wird. Sie kann daher als kalorienarme Zutat zum Strecken von deftigen Gerichten verwendet werden, dadurch werden diese leichter und bekömmlicher.
Durch ihren geringen Anteil an Kohlehydraten und ihren Gehalt an Traubenzucker ist die Steckrübe ideal geeignet für Menschen, die Entlastungstage mit Gemüse oder eine Fastenkur mit Gemüsebrühe durchführen wollen. Auch bei Reduktionskost (zum Abnehmen) sollte die Stückrübe nicht vergessen werden. Die Aufnahme von Kohlehydraten kann Hungergefühle verstärken. Da die Stückrübe – verglichen mit der Kartoffel – einen sehr geringen Kohlehydratanteil hat, kann weniger Hunger aufkommen.
Noch ein kleiner Warnhinweis zum Schluss: Manche Menschen sind allergisch gegen Gemüse- oder Heilpflanzen, die wie die Stückrübe zur Gattung der Kreuzblütler zählen.